Die Bedeutung von Yoga – Anspannen, spüren und auch mal loslassen

Yoga = Sport?

Wie so viele bin auch ich über den körperlichen, sportlichen Aspekt zum Yoga gekommen. Schon immer sportlich aktiv, mochte ich die Bewegungen und die Herausforderungen des Power Yoga, einem fordernden und schweißtreibenden Yogastil. Ich freute mich, wenn ich die Haltungen meisterte und der Yogalehrer mich lobte, weil ich die Beweglichste in der Yogaklasse war. Der Ehrgeiz war damals noch sehr weit vorne als Antreiber für meine tägliche Yogapraxis.

Ich freute mich immer fitter zu werden und Entspannung, Atemübungen, gar Shavasana, die tiefe Endentspannung, die ich heute so liebe, waren mir unwichtig und ich ließ sie immer aus, wenn ich für mich alleine praktizierte. Es war eben ein Sport für mich, mit dem ich noch fitter wurde und der die Figur formte.

Veränderung durch Innehalten

Erst später merkte ich, dass sich nach und nach etwas in mir veränderte. Ich genoss die Entspannung am Ende einer anstrengenden Yogaeinheit immer mehr, das bewusste, tiefe Atmen, das kurze Innehalten. Atemübungen und Meditation wurden mit den Jahren meine stetigen Begleiter neben den körperlichen Yogaeinheiten, meistens sogar miteinander verbunden.

Auch heute noch liebe ich eine kraftvolle, intensive Yogapraxis. Ich liebe es mich zu spüren und zu merken wie kraftvoll und stark mein Körper ist. Wie beweglich und voller Leben. Aber ebenso kann ich es auch zulassen einfach nur zu sitzen, zu atmen oder auch einfach einmal nur ein, zwei Yin Yoga Positionen ohne Anstrengung einzunehmen. Der Fokus liegt heute weniger auf einem Programm, das absolviert werden muss als auf dem Spüren nach innen und der Bewegung, die dann aus diesem Gefühl heraus entsteht.

Yoga – Ankommen bei sich selbst

Yoga ist für mich nicht nur körperlicher Natur, nicht nur ausgefallenste, akrobatische Verrenkungen und Posen. Yoga ist für mich mehr. Ein Hinspüren, Ankommen bei sich selbst. Sich wieder bewusst wahrnehmen mit allen Bedürfnissen, mit allen Aspekten des eigenen Seins. Ein für sich da sein, für sich sorgen und gut und liebevoll mit sich sein. Alle Merkmale des Ichs sehen und annehmen, mitfühlend und wertschätzend für sich selbst und für diese Anteile, die sein dürfen. Ein Sein dürfen in der eigenen, wundervollen Einzigartigkeit und diese auch anzuerkennen.

Alles, was wir an Erfahrungen und Erlebnissen mitbringen, ist tief im Körper und in der Psyche verankert. Yoga ist für mich ein Zulassen weich sein zu dürfen, anzuerkennen, wer man wirklich ist, sanft mit sich zu sein. Ein Spüren können, was brauche ich gerade in diesem Augenblick und es zuzulassen. Unabhängig von äußerem oder dem eigenen Druck. Unabhängig von Gedanken wie „Was würden die anderen dazu sagen oder davon halten?

Ohne Leistungsgedanken oder falschverstandenem Ehrgeiz. Ich musste nicht halten, keinen Schein wahren oder funktionieren.

Entschleunigung als Schlüssel zur Selbsterkenntnis

Wir alle sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, die ein hohes Maß an Leistung und Erfolg fordert. Yoga ist für mich der Weg wieder in Kontakt mit dem inneren, wahren Selbst und den eigenen Bedürfnissen zu kommen.

Durch die Entschleunigung, durch das bewusste Konzentrieren auf sich selbst, auf den Augenblick, kann ich wieder wahrnehmen, was wichtig ist.

Ich kann innerlich wachsen, lerne mit Unsicherheiten anders umzugehen, eventuell lassen sie sich sogar auflösen, einfach dadurch, dass ich hingeschaut habe und realisiert habe, wodurch sie überhaupt erst entstanden sind

Durch Selbstreflektion aus alten Mustern ausbrechen

Brauche ich diese Unsicherheiten, dieses Stark sein nach außen hin, diese Mauer um mich herum überhaupt noch? Oder ist es nur noch ein altes Muster, was mich irgendwann mal geschützt hat, aus dem ich aber eigentlich herausgewachsen bin? Die Selbstreflektion, die durch eine regelmäßige Yoga- und Meditationspraxis entsteht und die Erkenntnisse, die daraus resultieren, bringen uns in die Lage Dinge zu verändern, die nicht mehr zu uns passen.

Yoga unterstützt uns dabei uns wieder selbst zu spüren und zu realisieren, wie kraftvoll und stark wir eigentlich sind.

Wir können wieder wahrnehmen, ich bin gut so, wie ich bin und dies auch wahrhaftig anerkennen und einen liebevollen Blick auf uns selbst richten und sanft und weich mit uns sein.

Durch die Haltungen und Bewegungen wird Weite kreiert, sowohl auf körperlicher Ebene als auch geistiger Ebene. Wir können aufatmen und Erleichterung kann sich einstellen, so dass wir wieder klar denken können und nicht einfach nur funktionieren und auf äußere Umstände reagieren. Selbstbestimmtes Handeln wird wieder möglich. Wir können das eigene Leben selbst gestalten

Anspannungen lösen – physisch und mental öffnen

Im Alltag oder aus Gewohnheit, oft unbemerkt, sind wir angespannt, eng in der Brust, ziehen uns zusammen, werden hart. Am meisten uns selbst gegenüber. Durch öffnende Yogahaltungen und bewusste Atmung kann neben der physischen Offenheit und Weite, neben dem körperlichen Loslassen auch eine mentale Offenheit gegenüber uns selber und auch anderen entstehen.

Wir können liebevoller auf uns und unsere Entscheidungen schauen, lernen uns wieder anzunehmen in allen Aspekten. Den Fokus verändern, hin zu mehr Verständnis.

Ich bin gut, so wie ich bin

Manchmal gibt es diesen Wendepunkt im Leben, an dem einem bewusst wird, dass man immer für alle anderen gesorgt hat, die Kinder, den Partner, Freunde, dem beruflichen Erfolg immer den Vorrang geben hat. Man beginnt sich selbst (wieder) wichtig zu nehmen, auf sich zu achten und zurückzufinden zum eigenen Selbst.

Nur durch Selbstfürsorge kann man ein zufriedenes und erfüllendes Leben führen, da sein für sich und alle anderen um einen herum. Regelmäßige Selfcare-Einheiten lehren mich: Ich darf sein. Ich darf loslassen. Ich bin gut so wie ich bin.

Zurück zur eigenen Natur

Yoga unterstützt dabei, zeigt den Weg auf. Das kann sowohl durch eine ruhige, meditative Yogaeinheit passieren als auch durch eine fordernde Yogapraxis.

Es ist ein immer wieder Hinspüren, was brauche ich jetzt gerade in diesem Moment. Und ein Erkennen, entscheidet gerade mein Kopf oder bin ich wirklich bei mir und nehme die Zeichen und meine Bedürfnisse wahr.

Das Gefühl des Abgetrennt-seins löst sich auf und ich komme wieder in Verbindung mit mir und zurück zu meiner wahren Natur.